Presse & Öffentlichkeit
Die deutsche Filmgeschichte ist untrennbar mit dem Namen Wim Wenders verbunden. Wenders’ Kino erinnert an lyrische Gesänge und schafft sich ein eigenes Reich der Mythen und faszinierenden Märchen. Wie kein anderer hat er die Grenzen und die Chancen des filmischen Bildes ausgelotet. Zwischen hochgradig formalisierter Ästhetik und dem authentischen Anspruch der emotionalen Dramen entfalten Wenders’ bildgewaltige Werke eine ureigene dramaturgische Kraft. Die Bilder sind das Konzentrat einer stilisierten Wirklichkeit, in die Wenders seine Figuren aussetzt. Er beschwört einen zutiefst künstlerischen und auch dramatischen Konflikt zwischen beiden Elementen herauf – während die Figuren die Authentizität für ihr Überleben brauchen, so kann und will sich der Film niemals von der Eigendynmik der Bilder, ihrer Referentialität und ihres ausschweifenden Bedeutungspotentials befreien. Um junge deutsche Filmkunst zu fördern, beteiligt er sich 1971 an sich der Gründung des genossenschaftlichen Filmverlags der Autoren. Schon während der 60er und 70er Jahre hatte Wenders häufig mit Peter Handke zusammengearbeitet. Für Alice in den Städten erhält Wenders 1974 den Preis der deutschen Filmkritik. Die frühen Werke, darunter auch »Im Lauf der Zeit« scheinen filmische Bildungsromane zu sein – ein reisender Protagonist auf der Suche nach sich selbst und seinem Ort in der Gesellschaft. Dieser Motivstruktur folgt auch »Falsche Bewegung«, eine Bearbeitung von Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre«. Mit seinen frühen Filmen »Der amerikanische Freund«, »Paris, Texas« und »Der Himmel über Berlin« entwickelte und etablierte er ein neues mythisches Kino von einer fast monumentalen Schwerelosigkeit, das sich mit aller Konsequenz dem zu stellen versucht, was mit keiner Sprache zu fassen ist.
