Presse & Öffentlichkeit
Sur (OmU) (Bild downloaden)
Argentinien/Frankreich 1988, 127 min, Regie: Fernando E. Solanas, mit: Susu Pecorao, Miguel Angel Sola, Roberto Goyenechee, Musik: Astor Piazolla
Floreal kehrt nach fünf Jahren, die er als politischer Gefangener in Haft verbracht hat, nach Buenos Aires zurück und begibt sich auf eine nächtliche Reise durch seine Heimatstadt zurück zu seiner Frau. Eine Nacht, die symbolisch für alle Nächte steht und für sein Leben. Alles ist neu, anders: das alte Viertel, die Lokale, Gesichter, Geräusche, die Musik, die Floreal auf seiner Reise begleitet. Jede Straßenecke erinnert Floreal an Szenen aus der Vergangenheit: Erinnerungen, Visionen und Träume – in dieser Nacht verbindet sich alles miteinander. Sur ist ein Schlüsselwerk des politischen Kinos und trotz seiner bitteren Züge voll subtiler Heiterkeit, geprägt von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft und voller wunderbarer Bilder, Lieder und Tänze. »Wer Tangos liebt, der wird diesem Film verfallen« schrieb Wolf Donner in »Die Zeit«.

K.aF.ka fragment (Bild downloaden)
Deutschland/Österreich 2001, 85 min, Regie: Christian Frosch, mit: Lars Rudolf, Ursula Ofner
Warum Kafkas Briefe an Felice? Vielleicht weil es keine ergiebigere Quelle für den geben soll, der sich für die psychologische Seite des Kunstschaffens interessiert. »Nur wenige Autoren der Weltliteratur dürften dem Schreibzwang als Kunstzwang so verfallen gewesen sein.« Für diese psychologische Seite braucht es auch eigene Bilder: Christian Frosch hat überraschende, von bestechender visueller Kraft gefunden und sie zu einer atmosphärischen Studie verdichtet. Das Geschehen erscheint in rätselhaften Traumbildern auf der Leinwand und formt sich zu verstörenden Sound- und Bildcollagen, zu surrealen Szenarien. Der Schauspieler Lars Rudolph taumelt durch imaginäre Räume und Landschaften, die emotionale Befindlichkeit des Briefeschreibers ist kongenial dargestellt und materialisiert sich in einer bedrohlichen Umgebung.

Stalker (Bild downloaden)
UdSSR 1979, 160 min, Regie: Andrej Tarkowski, mit: Alexander
Kaidanowskij, Alissa Freindlich, Nikolai Grinko, Anatolij Solonizyn
Aufgrund unerklärlicher kosmischer Ereignisse hat sich in einem trostlosen, neblig grauen Niemandsland eine menschenverlassene, ausgegrenzte Gegend, »die Zone«, gebildet. Diese rätselhafte und gefährliche Enklave ist von Ordnungskräften abgeschirmt. Denn es soll innerhalb dieser Zone einen Raum geben, in dem der stärkste und aufrichtigste Wunsch des Menschen in Erfüllung gehe. Ein Schriftsteller und ein Naturwissenschaftler heuern den nahe der Grenze lebenden Stalker für eine Reise durch dieses Gebiet an. Je näher die drei dem Zimmer kommen, desto größer die Angst, dieses Zimmer zu betreten. Soll man es betreten, damit so aus den tiefsten Abgründen der eigenen Seele Wünsche werden? Der Stalker, der schon mehrfach hier war, hat das Zimmer nie betreten.
Der Film des russischen Meisterregisseurs Andrej Tarkowskij basiert auf der Erzählung »Picknick am Wegesrand« von Arkadi und Boris Strugatzki. Ein einprägsames Filmerlebnis, das apokalyptische Stimmungen in eine Zukunft refl ektiert, in der die Zivilisation die Natur vernichtet hat und die menschliche Seele angegriffen ist.

Arzt und Dämon (Bild downloaden)
USA 1940, 90 min, Regie: Victor Fleming, mit: Spencer Tracy, Lana Turner, Ingrid Bergman, Donald Crisp, Ian Hunter
In der sehr gut umgesetzten filmischen Adaption von Robert Louis Stevensons Roman spielt Spencer Tracy den schicksalsgeschlagenden Dr. Jekyll, der die menschliche Seele vom Bösen befreien will. Dr. Jekyll hat dazu ein Elixier entwickelt, dass die Handlungen der Menschen in gute und böse trennen soll. Doch wird das Elixier Dr. Jekyll zum Verhängnis, indem es ihn in das gewalttätige und triebhafte Monster, den teuflischen Mr. Hyde verwandelt. Dr. Jekyll gelingt es zwar sich zurück zu verwandeln, aber das Ungetüm Mr. Hyde gewinnt immer mehr die Kontrolle über ihn. Faszinierende und handwerklich sauber umgesetzte filmische Inszenierung des literarischen Psychothrillers.

Oscar Wilde (Bild downloaden)
Großbitannien 1997, 117 min, Regie: Brian Gilbert, mit: Stephan Fry, Jude Law, Vanessa Redgrave, Jennifer Ehle, Gemma Jones
London 1892. Die Kritiker feiern Oscar Wilde als den neuen Dramatiker. Zwar ist sein Werk »Das Bildnis des Dorian Gray« umstritten, doch in der High Society steht der irische Dandy mit der spitzen Zunge hoch im Kurs. Daheim sitzt die hübsche Ehefrau Constance mit den zwei kleinen Kindern, während die jugendlichen Liebhaber bei dem Schriftsteller Schlange stehen. Als Wilde dem jungen Lord Alfred Douglas verfällt, verändert sich sein Leben grundlegend. Seine Liebe zu dem egoistischen Aristokraten grenzt an Selbstaufgabe. Alfreds Vater, der Marquis von Queensberry, will die Beziehung zu seinem Sohn unterbinden. Es kommt zu einem Prozess, bei dem Wilde wegen Unzucht zu zwei Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit verurteilt wird. Getragen von einem hervorragenden Hauptdarsteller und frei von jedem voyeuristischen Kitzel beschreibt der Film den Autor als einen tragisch zerrissenen Charakter, der sich zwischen den Fronten seines Begehrens aufreibt.